Mythen über Katzen – Was stimmt wirklich?

Katzen sind geheimnisvolle Wesen – elegant, unabhängig und manchmal ein bisschen eigenwillig. Kein Wunder also, dass sich im Laufe der Jahrhunderte allerhand Mythen und Legenden um unsere schnurrenden Mitbewohner gerankt haben. Doch welche Geschichten stimmen wirklich? Und welche sind einfach nur Quatsch mit Soße? Zeit, ein paar der bekanntesten Katzen-Mythen unter die Lupe zu nehmen!

Mythos 1: Katzen haben neun Leben

Ach ja, der Klassiker. Wer hat nicht schon mal gehört, dass Katzen neun Leben haben sollen? Der Ursprung dieses Spruchs liegt wohl in der erstaunlichen Fähigkeit der Katze, sich aus brenzligen Situationen zu retten – sei es ein Sturz aus großer Höhe oder ein waghalsiger Sprung auf die Küchenablage.

Fakt ist: Katzen sind tatsächlich sehr geschickt und haben einen ausgeprägten Gleichgewichtssinn. Dank ihres flexiblen Körpers und ihres „Aufrichtreflexes“ landen sie oft auf den Pfoten – aber unverwundbar sind sie nicht. Also lieber den Balkon katzensicher machen, als auf ein zehntes Leben zu hoffen.

Mythos 2: Schwarze Katzen bringen Unglück

In vielen Kulturen gelten schwarze Katzen als Unglücksboten – besonders dann, wenn sie einem von links über den Weg laufen. In anderen Ländern (z. B. Großbritannien oder Japan) hingegen bringen sie Glück! Na, was denn nun?

Fakt ist: Die Farbe des Fells hat absolut nichts mit dem Schicksal zu tun. Schwarze Katzen wurden im Mittelalter mit Hexen assoziiert, und dieses Image hält sich leider hartnäckig. In Tierheimen haben sie es daher oft schwerer, ein Zuhause zu finden – völlig zu Unrecht! Also: Wer eine schwarze Katze adoptiert, hat einfach nur verdammt guten Geschmack.

Mythos 3: Katzen lieben Milch

Man sieht’s ständig in Filmen oder Comics: Die Katze schlürft zufrieden ihre Schale Milch. Klingt süß – ist aber keine gute Idee.

Fakt ist: Die meisten erwachsenen Katzen vertragen keine Laktose. Milch kann bei ihnen zu Durchfall und Magenproblemen führen. Wenn du deiner Katze etwas Gutes tun willst, bleib lieber bei frischem Wasser – oder gönn ihr spezielle Katzenmilch, die laktosefrei ist.

Mythos 4: Katzen jagen nur, wenn sie hungrig sind

Viele glauben, dass Katzen nur dann jagen, wenn der Magen knurrt. Wer aber schon mal eine wohlgenährte Hauskatze gesehen hat, wie sie stolz eine Maus (oder das zehnte Stofftier) anschleppt, weiß: Da geht es um mehr.

Fakt ist: Katzen sind geborene Jäger – und das unabhängig vom Futterstand. Jagen ist für sie ein instinktives Verhalten. Auch gut versorgte Stubentiger zeigen dieses Verhalten im Spiel oder draußen im Garten. (Sorry, liebe Vögel!)

Mythos 5: Katzen sind Einzelgänger

Katzen gelten oft als unabhängig und „eigenbrötlerisch“. Aber sind sie deshalb gleich Einzelgänger?

Fakt ist: Katzen sind keine kleinen Eremiten. Sie können sehr soziale Tiere sein – vor allem, wenn sie von klein auf positive Erfahrungen mit Artgenossen oder Menschen machen. Viele Katzen genießen Gesellschaft, schmusen gern oder bilden sogar richtige Katzenfreundschaften. Natürlich gibt’s auch introvertierte Exemplare – aber das kennen wir ja auch von uns Menschen, oder?

Und was ist mit dem Jagen?

Katzen sind soziale Wesen – aber trotzdem Einzeljäger. Das bedeutet: Sie leben und interagieren gern mit anderen Katzen, jagen aber allein. Warum? Ganz einfach: Die typische Beute – Mäuse, kleine Vögel oder Frösche – ist zu klein, um geteilt zu werden. Wenn zwei Katzen eine Maus jagen würden, würde am Ende keine satt. Deshalb lohnt sich Zusammenarbeit beim Jagen für Katzen nicht – im Gegensatz zu Rudeltieren wie Wölfen, die große Beute reißen und dann gemeinsam fressen.

Das ist auch der Grund, warum Katzen instinktiv ihr „Futter“ (also auch Spielzeug oder echte Beute) nicht teilen – oder es dem Menschen bringen, aber nicht abgeben wollen. Für sie ist das kostbare Energie in Beuteform.

Trotzdem: Besonders bei verwilderten Hauskatzen wurde beobachtet, dass sie sich zu lockeren sozialen Gruppen zusammenschließen, z. B. rund um Futterstellen oder zur Aufzucht der Jungen. Auch in Mehrkatzenhaushalten sieht man oft, dass Katzen gemeinsam spielen, sich putzen oder nebeneinander schlafen – ein Zeichen für Sozialverhalten.

Mythos 6: Katzen wissen selbst, was gut für sie ist

Viele Katzenbesitzer glauben: „Meine Katze weiß schon, was sie fressen kann und was nicht.“ Klingt logisch – ist aber gefährlich.

Fakt ist: Katzen sind neugierig und probieren gerne. Leider bedeutet das nicht, dass sie automatisch ungesunde oder giftige Lebensmittel meiden. Zwiebeln, Knoblauch, Schokolade, rohe Kartoffeln oder Weintrauben können für Katzen giftig sein – auch wenn sie im ersten Moment gern daran knabbern. Auch bei Zimmerpflanzen ist Vorsicht geboten: Lilien, Efeu oder Weihnachtssterne sind tabu!

Mythos 7: Fisch ist das perfekte Katzenfutter

Katzen und Fisch – das passt doch wie Deckel auf Topf, oder? Naja, nicht ganz.

Fakt ist: Fisch kann Teil einer ausgewogenen Ernährung sein, ist aber allein nicht geeignet. Besonders roher Fisch enthält Enzyme wie Thiaminase, die das wichtige Vitamin B1 zerstören können. Zu viel Thunfisch aus der Dose liefert außerdem unnötig viel Salz und kann zu einer einseitigen Ernährung führen – ganz abgesehen davon, dass manche Katzen nahezu süchtig danach werden.

Und jetzt wird’s interessant:

Würden Katzen in freier Wildbahn überhaupt Fisch jagen?
Eher nicht. Hauskatzen stammen ursprünglich von der afrikanischen Wildkatze ab, die in trockenen, oft fischarmen Regionen lebt. Ihre natürliche Beute besteht hauptsächlich aus kleinen Säugetieren wie Mäusen, gelegentlich auch Vögeln, Amphibien, Reptilien oder Insekten. Fisch spielt in ihrer ursprünglichen Ernährung keine Rolle.

Nur sehr wenige Katzen lernen durch Zufall, in seichtem Wasser zu „fischen“ – etwa, wenn sie Zugang zu Teichen oder Flachgewässern haben. Das ist aber eher die Ausnahme als die Regel. Dass Katzen Fisch lieben, ist also kein Instinkt, sondern eine menschlich geprägte Vorstellung – oft verstärkt durch Futterindustrie und Popkultur.

Mythos 8: Katzen müssen nicht gepflegt werden – die machen das selbst

Katzen sind zwar echte Sauberkeitsfanatiker, aber ganz ohne Hilfe geht’s doch nicht immer.

Fakt ist: Besonders bei Langhaarkatzen kann es schnell zu Verfilzungen kommen. Ältere, kranke oder übergewichtige Katzen schaffen es oft nicht mehr, sich überall zu putzen. Auch die Krallenpflege, Zahnkontrolle und das Reinigen der Augen oder Ohren gehören dazu.

Mythos 9: Wenn eine Katze kratzt oder beißt, ist sie böse

Ein plötzlicher Pfotenhieb oder ein Knabberbiss während des Spielens – das wirkt manchmal aggressiv. Aber ist die Katze dann wirklich „gemein“?

Fakt ist: Katzen kommunizieren auf ihre Weise. Kratzen oder Zwicken kann ein Ausdruck von Überforderung, Reizüberflutung oder schlicht: „Jetzt reicht’s!“ sein. Oft übersehen wir ihre dezenten Warnzeichen – z. B. zuckende Schwanzspitze, abgeflachtes Ohr oder geweitete Pupillen.

Mythos 10: Wohnungskatzen leben nicht artgerecht

Oft heißt es: „Eine Katze gehört nach draußen – nur so lebt sie artgerecht!“ Dieser Gedanke hält sich hartnäckig, besonders im ländlichen Raum. Doch stimmt das wirklich?

Fakt ist: Eine artgerechte Katzenhaltung hängt nicht davon ab, ob eine Katze Freigang hat, sondern davon, ob ihre grundlegenden Bedürfnisse erfüllt werden. Auch Wohnungskatzen können vollkommen artgerecht leben, wenn die Umgebung entsprechend gestaltet ist.

Was bedeutet „artgerecht“ für Katzen?

Eine artgerechte Haltung berücksichtigt die natürlichen Verhaltensweisen von Katzen – darunter:

  • Jagdverhalten ausleben (z. B. durch Spielzeuge, Futterspiele, Clickertraining)
  • Klettern, Springen, Beobachten (z. B. Kratzbäume, Regale, Fensterplätze)
  • Rückzugsmöglichkeiten und Revierstruktur (z. B. Höhlen, mehrere erhöhte Liegeplätze)
  • Territoriales Verhalten (mehrere Futter-, Trink- und Toilettenstellen)
  • Sozialverhalten (Kontakt zu Menschen oder Artgenossen – je nach Katze)
  • Sinnesanregung und Abwechslung (Gerüche, Geräusche, wechselnde Reize)

Freigang kann zwar zusätzliche Reize und Bewegung bieten, birgt aber auch Risiken: Verkehr, Krankheiten, Parasiten, Revierkämpfe oder der Kontakt zu Menschen, die Katzen nicht wohlgesinnt sind.

Die Rolle der Domestizierung:

Hauskatzen (Felis catus) sind seit rund 9.000 Jahren domestiziert – und damit längst keine Wildtiere mehr. Ursprünglich lebten sie als Mäusefänger in der Nähe von menschlichen Siedlungen und passten sich nach und nach dem Leben in menschlicher Gesellschaft an. Heute zeigen sie Verhaltensmerkmale, die klar auf Domestizierung und Anpassung an ein Leben mit dem Menschen hinweisen: stärkere Menschenbezogenheit, weniger Scheu, verändertes Jagdverhalten und teils sogar veränderte Tagesrhythmen.

Das bedeutet: Viele Hauskatzen haben kein natürliches Bedürfnis nach Freigang, sondern können ihr Verhaltensrepertoire genauso gut (oder sogar besser) in einer gut gestalteten Wohnung ausleben.

Fazit: Nicht alles, was man über Katzen hört, ist wahr

Viele Mythen über Katzen stammen aus vergangenen Zeiten – oder aus Beobachtungen, die ohne Hintergrundwissen falsch gedeutet wurden. Wenn wir Katzen besser verstehen wollen, lohnt es sich, solche Legenden kritisch zu hinterfragen.

Denn am Ende sind Katzen keine mystischen Wesen mit neun Leben, sondern faszinierende Mitbewohner mit einem ganz eigenen Charakter. Und genau deshalb lieben wir sie doch so sehr.

Bildnachweis: Emmeli M auf unsplash.com

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